Zauber-Soltau das Original

 

 Kurt Soltau wurde am 8. Oktober 1923 in Annaberg/Erzgebirge in Sachsen geboren. Ein wahrhaftiges Stadtoriginal, dass bis heute weit über die Grenzen hinaus bekannt war und es noch bis heute ist.

 

 Kurt war Zauberkünstler, Zaubergeräte-Händler und Turmbewohner, aber vor allem ein Stadt-Original, in einer Person und er war einer der "verrücktesten" Bewohner der bekannten Berg- und Kreistadt Annaberg-Buchholz im Erzgebirge.  

 

 

 

  Als ältester Sohn des Uhrmachermeisters Richard Soltau, erlernte auch er zunächst ein Handwerk, er wurde Tischler. Nach der Lehre wurde er aber zunächst im Militärischendienst einberufen und diente nach dem Reichsarbeitsdienst - ab 1942 bei der deutschen Luftwaffe als Kraftfahrer an der Front u.a. im Westen Frankreichs.

 

 

 Kurt Soltau wurde aber bereits mit dem "Artistenblut" vorbelastet, den schon sein Vater trat gemeinsam mit seinen beiden Geschwistern als "Akrobatentrio Gebrüder Soltau" ab 1900 bis etwa 1925 bei öffentlichen Festlichkeiten auf.

Sein Vater Richard zauberte auch und machte verrückte Kunststücke mit einer Hut - Melone...

 

 

 

 

Foto: "Akrobatentrio Geschwister Soltau"

 

Reklamepostkarte, Annaberg, 1903 (Archiv: Günzel)

 

 

 1945 - kehrte Kurt aus der Kriegsgefangenschaft unversehrt zurück. In der Not dieser Zeit und den Nachwirkungen der Nachkriegsjahre gründete Kurt schließlich eine eigene Tischlerwerkstatt in der Frohnauer Gasse zu Annaberg und bildete hier bis 1950, später auch als Tischlermeister, 2 Lehrlinge zu Gesellen aus.

 

 

 Im Jahre 1949 kam Kurt erstmals mit der Zauberkunst in Berührung, nach dem der Annaberger Berufszauberer Jonny Jonra bei ihm "Die Hasenwanderung" in Auftrag gegeben hatte und natürlich auch das Trickgeheimnis Preisgeben musste.

 

Durch die gute Qualität seiner Arbeit überzeugt, ließ der Berufsmagier Jonra ab sofort alle seine Trickgeräte bei Tischler Soltau herstellen. Durch die Geheimniss- und Trickvielfalt, fand Kurt gefallen und interesse an der Kunst der Täuschung. Von dieser Zeit begann Soltau sehr schnell  auch eigene neue Tricks und Zaubergeräte zu erfinden und natürlich herzustellen.

 

 

 Jonny Jonra- war derart begeistert das er schnell vielen Berufskollegen die Adresse in Annaberg weiter empfehlte. Durch die rasche Kundenentwicklung und Nachfrage an Zauber- und Illusionsgeräte, entschloss sich Soltau schnell sein Angebot umzustellen - natürlich auf den Trickgerätebau.

 

 Am. 1. Dezember 1953 wurde der Name "Zauber-Soltau" geprägt und Kurt eröffnete zur gleichen Zeit sein erstes, eigenes Zaubergeschäft - damals noch in den Räumen seiner Tischlerwerkstatt auf der Frohnauer Gasse.

 

 

 Im Laufe von 35 Jahren im Dienste der zauberhaften Kunden, hatte "Zauber Soltau" einen derart umfangreichen Kundenstamm aufgebaut, der alle dimensionen damaliger Geschäfte sprengte. Die Kundenkartei umfasste über 3000 Kunden im In- und dem Ausland. Viele bekannte Namen gehörten zur damaligen festen Kundschaft von "Zauber-Solta"  u.a. Gilly-Gilly Kalifa aus Alexandra/Egyptia, Kalanag (BRD), der Hellseher MARU und Wolfgang Scheuer (DDR), Illusionisten wie Emil Kio jr. aus Russland, Lepas aus Bulgarien, Kieres (Polen), der Afrikanische Magier Peter Johnson, ..., u.v.m. Neben den Fachleuten zählten auch zahlreiche Prominente aus Funk und Fernsehen zur Kundschaft wie z.B. Fips Fleischer, Heinz Quermann, Eberhard Cohrs, die 4 Brummer´s, Fred Gigo, Gisela May, Kammersänger Rainer Süß, das gesamte Sandmann Kollektov des DDR Fernsehens (Taddeus Punkt (Heinz Füllfe), Meister Nadelöhr und Meister Briefmarke u.a.). Man könnte die Liste der Namen noch weiterführen, dies würde jedoch den Rahmen dieser (Kurz)Biografie sprengen. Auch das Fernsehen der DDR und die DeFa nahmen oftmals die Fähigkeiten und Erfahrungen von "Zauber-Soltau" für Sendungen und Serien etc. in Anspruch.

 

 Soltau war ein allrounder. Im Verlaufe seiner Zaubergeschäftezeit erfand Soltau auch einige interessante große wie kleine Zauberkunststücke, u.a. eine Neuartige Trick-Augenbinde "Maja" (mit der viele bek. Künstler zu ihren Ruhm gelangten). Viele große Illusionen baute Soltau in seiner magischen Werkstatt u.a. für Kio (Russland), Polens Starmagier Kieres vom Staatszirkus, Kalanag (BRD) .... die alle u.a. mit den "Soltau Stücken" ihre Shows bereicherten. Es waren Illusionsgeräte "Made in Annaberg/Erzgebirge" die sie bei Auftritten Rund um den Globus erfolgreich arbeiten ließen.

 

 

 Unter den in den Fünfzigerjahren bekannten vier Zaubergeschäften der DDR nahm die Annaberger Firma eine gewichtige Sonderstellung ein. Auch in der Liste der Zauberfirmen im damals genannten kapitalistischen Deutschland nahm die DDR Firma "Zauber Soltau" ebenso eine gute Stellung ein das viele Fachfirmen der BRD, Österreich und Schweiz, Zauberproduktionen aus der kleinen Privatfirma "Zaubergerätefirma Soltau" bezogen und in ihrem Verkaufssortiment aufnahmen. Seit Mitte der 60iger Jahre bis etwa 1980  gab es zwischen Soltau und vielen der Zaubergeschäfte o.g. Länder rege Geschäftsbeziehungen.

 

 Die Zeit in der damaligen DDR war für Privatfirmen, die nach der Verstaatlichung als VEB nur noch sehr selten waren, wie es "Zauber-Soltau" Zeit seines Bestehens geblieben ist, recht Schwierig. Neben Materialknabheit waren es vor allem aber die immer wieder von staatlicher Seite gezielten Schikanen gegen Privatbetriebe. Aber Soltau schaffte es auch in schwierigen Zeiten seinen Geschäftsbetrieb aufrecht zu halten und fand immer wieder die passende Lösung für ein neues Problem.

 

 

 Auch das Fernsehen und Radio der DDR wurde schnell auf den ehrgeizigen und seltsamen Zauberkünstler, Türmer und Zauberladenbesitzer Kurt aufmerksam. Unvergesslich werden bei den vielen TV-Auftritten vorallem das Zaubern in der Sandmann - Reihe "Geschichten Erzählen", wie seine Plauderein im DDR - Hörfunk sein. Sie machten den legendäre Zauber-Soltau überall bekannt.

 

 

Von 1950-1960 wurde er Berufszauberer und hielt jedoch nebenbei seine Tischlerwerkstatt aufrecht und im Betrieb. Zahlreiche Tourneen führten ihn im Auftrag der KGD (Konzert-und Gastspieldirektion Karl-Marx-Stadt) in viele Bezirke und Städte der damaligen DDR. Es folgten Auftrittstourneen mit den 4 Brummer´s, Cohrs und anderen TV Lieblingen der DDR. Seine Mitarbeit beim DDR Sandmann und mit "Meister Nadelöhr", "Taddeus Punkt", Pittiplatsch waren sehr erfolgreich.

 

Dies alles waren für Kurt Soltau bis zu seinem Tod unvergessliche Erlebnisse.

 

 

Ab dem Jahre 1986 lehrte Kurt im Zaubergeschäft, aber vorallem in seiner Türmerwohnung, seinen Großneffen Jens-Uwe Günzel in der Zauberkunst, bis Jens-Uwe im Jahre 1992 erstmals selbst als Magier seinen ersten Bühnenerfolg erlebte.

 

Neben seiner Tätigkeite im Geschäft, im Turm oder als Zauberkünstler begann er nur rein Nebenbei alte vergangene Dinge zur Geschichte der Zauberkunst zu sammeln, ungeahnt dessen, wurde daraus der Grundpfeiler des heutigen Zauberkunstarchives.

 

Copyright by Jens-Uwe Günzel

Kurt & Ilse Soltau - Die Türmer von Sankt Annen zu Annaberg-Buchholz